Mut ist … Mutmachbrief

Was ist Mut?
Mut ist zum Beispiel, wenn ein Mensch bereit ist, etwas völlig Neues anzufangen.
Wenn du dich für einen Menschen einsetzt, der sich nicht allein helfen kann.
Wenn du zu ihm hältst, obwohl ihn alle anderen schon aufgegeben haben.
Mut ist, nach einem Streit den ersten Schritt zu machen.
Oder wenn ich einem Menschen zum ersten Mal meine Liebe gestehe.
Mut brauche ich immer dort, wo ich mich verletzlich und angreifbar mache.
Ein mutiger Mensch weiß, worauf er sich einlässt und was es ihn kosten kann.
Darum ist Mut etwas anderes als Leichtsinn. Ein leichtsinniger Mensch blendet die Gefahren für sich und andere einfach aus.
Aber ein mutiger Mensch denkt weiter. Er fragt sich: Was passiert, wenn ich jetzt nichts tue? Was wird dann aus diesem Menschen, den ich nicht anrufe, mich nicht kümmere? – Wo endet es, wenn ich einfach alles laufen lasse, wenn ich mich nur um mich drehe und um mein Wohlergehen? Aber auch: Wo sind die Grenzen, meine eigenen und die, die die Vernunft mir gebietet?
T: Steht für die Tatsachen. Ich weiß, was gerade dran ist. Ich sehe den Tatsachen klar ins Auge.
U: Steht für Unsicherheit. Ob ich das alles schaffe, durchhalte und hinkriege? Ist das nicht zu groß und zu schwer für mich? Ich kann es nicht überblicken und nicht beherrschen. Es ist so schwer sich aufzuraffen, nach vorn zu schauen, Dinge gerade jetzt anzugehen, für die Schule zu lernen, etwas Liegengebliebenes aufzuräumen, das nächste Indoor-Projekt zu starten, die nächste Idee zu entwickeln, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und mein Mut steht oft auf wackeligen Füßen.
M: Steht für Menschen mit ihren Meinungen, die so viel von mir erwarten. Sie verlassen sich auf mich und ich will sie nicht enttäuschen, sondern zufrieden stellen. Da kann der Mut schnell zusammenfallen.
Und dann brauche ich Ermutigung. Jemand, der mich wiederaufrichtet und mich stützt. Denn das schaffe ich nicht allein. Ich kann mich nicht selbst ermutigen!
Ich finde es schrecklich, wenn in solchen Momenten jemand einfach so dahinsagt: „Nur Mut, du schaffst das schon! So wie du gebaut bist, kriegst du das hin. Kopf hoch! Wird schon wieder! Da müssen wir jetzt alle durch… Ist am Ende nur halb so schlimm!“
Da habe ich das Gefühl, als ob der andere froh ist, dass er nicht an meiner Stelle ist! Das wirkt dann so, als ob man mir die Buchstaben M, U und T einfach vor die Füße wirft und sagt: „Ich habe dir Mut gegeben, nun bastle dir mal zusammen, was du brauchst!“ Aber am Ende bleibe ich damit wieder allein.

Was macht mir Mut?
Was richtet mich auf, hilft mir in meiner Unsicherheit und gibt mir Kraft?
Der Rat aus dem Buch der Sprüche heißt: (Spr 12,25)
„Sorgen im Herzen drücken einen Menschen nieder; aber ein gutes Wort richtet ihn auf.“ – Aber was ist ein gutes Wort? Wo kommt es her?

  • Wenn ich spüre, dass jemand an mir interessiert ist, meine Sorgen ernstnimmt und mir wirklich zuhört.
  • Ein gutes Wort richtet den Blick auf das Gute, das ich habe. Mir wird bewusst, was ich habe, wofür es sich lohnt, sich einzusetzen. Ich weiß wieder, was ich festhalten und nicht verlieren will. Denn es gibt nicht nur Corona und die ganzen vielen Nachrichten darüber, sondern auch Freunde, die ich schätze. Es gibt nicht nur das Alleinsein, das mir zu schaffen macht, sondern auch kleine Erfolge, die ich feiern kann, kleine Zeichen der Hoffnung und Dinge, die mich zum Lächeln oder sogar zum Lachen bringen.
  • Ein gutes Wort baut auf. Wenn jemand das sieht, was ich tue, kann ich mit viel mehr Freude und Mut weitermachen. Wer mir Mut machen möchte, der muss bereit sein, mit mir zu teilen: seine Zeit, seine Aufmerksamkeit, seine Kraft – und meine Last! Er trägt meine Unsicherheit, Sorgen und Gedanken mit.

Ich bin auf einen Satz gestoßen, der mich nicht wieder losgelassen hat: „Mut hat immer mit Liebe zu tun.“ (Sebastian Junger, amerikanischer Journalist und Schriftsteller * 1962: „Am Ende hat Mut immer mit Liebe zu tun. Mut ist Liebe.“)
Mir kann nur einer wirklich Mut machen, dem ich wichtig bin und am Herzen liege. „Mut hat immer mit Liebe zu tun.“
Da sind die Menschen, die mir sagen: „Ich mache mit! Ich bin mit dir unterwegs, wenn auch anders als bisher. Ich lasse dich nicht fallen und nicht im Regen stehen. Ich freue mich mit dir über die kleinen Dinge, aber ich weine auch mit dir und hoffe und bete für dich.“
Wenn ich so ermutigt worden bin, kann ich anderen Mut machen. Diese Erfahrungen prägen mich.
Denn mutig sein und anderen Mut machen kann man nur,
wenn man gute Erfahrungen damit gemacht hat.
Mut ist Angst, die gebetet hat.
Das heißt: Ich bin und bleibe mit meiner Angst nicht allein. Ich weiß und habe schon spüren dürfen, dass ich begleitet bin, behütet und geborgen. Von Gott und von denen, die er mir an die Seite gestellt hat.
Unsere Aufgabe ist es, davon den anderen zu erzählen, mit Worten und ganz praktischen Handlungen, die Mut machen.

Amen.

Ein schönes Lied zu diesem Thema hat die Sängerin und Songschreiberin Alexa Fesa gesunen.
Hier der Link zum You Tube Video des Songs “Mut”

Den Mutmachbrief als PDF zum weiterverteilen gibt es hier

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